Kontinuierliche Glukosemessung auch bei Typ-2-Diabetes vorteilhaft
Systeme für die kontinuierliche Messung der Gewebeglukose (CGM) wurden zunächst für Patienten mit einem Typ-1-Diabetes entwickelt. Die randomisierte Studie zeigt, dass auch Erkrankte mit einem schlecht kontrollierten Typ-2-Diabetes und Basalinsulinen ohne prandiales Insulin von CGM profitierten. In 8 Monaten sank der HbA1 c -Wert im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlicher.
Laut Schätzungen erhalten 30 % der amerikanischen Patienten mit einem Typ-2-Diabetes Insulin, von diesen verwenden 2 Drittel intermediär/langwirksame Insuline ohne prandiale Insuline. 62 % erreichen einen HbA1 c -Wert < 8,0 % und nur 31 % einen HbA1 c -Wert < 7,0 %. Die Echtzeitmessung der interstitiellen Glukose mit CGM hat sich bei Typ-1-Diabetes etabliert und stellt für intensiv behandelte Typ-2-Patienten ebenfalls eine Option dar. Die Studie überprüfte den Nutzen nun bei 175 Erkrankten, die vor den Mahlzeiten kein zusätzliches Insulin zuführten. Das durchschnittliche Alter der > 30-jährigen Teilnehmer betrug 57 Jahre, 53 % gehörten einer sozioökonomischen oder ethnischen Minderheit an und der initiale HbA1 c -Wert betrug 9,1 %. 116 Männer und Frauen bekamen ein CGM-System und 59 führten Blutglukosemessungen durch (Standard). Die Beobachtungszeit betrug 8 Monate.
94 % der Erkrankten nahmen vollständig an der Studie teil. In der CGM-Gruppe sank die Zahl des täglichen Monitorings von 1,4 auf 0,7 tägliche Tests. In der Standardgruppe blieb die Frequenz der Überprüfungen mit 1,5/d stabil. Hinsichtlich der primären und sekundären Endpunkte war das CGM dem Standard überlegen:
- Reduktion des HbA1 c -Werts um 1,1 % vs. 0,6 % (p = 0,02)
- Time-in-Range (70–180 mg/dl) 59 % vs. 43 % (p < 0,001),
- Zeit in Hyperglykämie (> 250 mg/dl) 11 % vs. 27 % (p < 0,001)
- Zeit in Hypoglykämie (< 70 mg/dl) –0,24 % (p = 0,02) und
- Zeit in schwerer Hypoglykämie (< 54 mg/dl) –0,10 % (p = 0,001)
Dabei bestanden für die Messungen am Tag und in der Nacht keine wesentlichen Unterschiede. Die täglichen Insulindosen unterschieden sich nicht. Die zusätzliche Applikation von prandialem Insulin nahmen 12 Patienten (CGM) und 9 Patienten (Standard) auf. Die Zufriedenheit der CGM-Gruppe mit dem Device war groß. Ein Patient mit CGM bekam eine Ketoazidose.
Fazit:
Die Patienten profitierten hinsichtlich der glykämischen Lage von der kontinuierlichen Glukosemessung. Auf den Blutdruck, das Körpergewicht und das HDL-Cholesterin zeigten sich keine Auswirkungen. Die stärkere Abnahme des HbA1 c -Werts galt aber in allen Altersgruppen, für verschiedene Bildungshintergründe und unterschiedliche Diabeteskenntnisse. Die ethnisch und sozioökonomisch diverse Population mit überwiegend Nichtweißen, geringer Schulbildung und ohne Privatversicherung sei eine besondere Stärke der Studie, so die Autoren. Die Aussagekraft liege auch in der Abbildung eines Real-World-Szenarios.
Quelle:
Kontinuierliche Glukosemessung auch bei Typ-2-Diabetes vorteilhaft. DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift 2021; 146(21): 1384 – 1384. doi:10.1055/a-1545-2014
Publikationsdatum: 20. Oktober 2021 (online)
Autor Studienreferat: Dr. med. Susanne Krome, Melle