Kontinuierliche Glukosemessung: am besten dauerhaft beibehalten!
Verglichen mit konventioneller Blutzuckermessung verbessert die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) bei Menschen mit Typ-2-Diabetes unter Basalinsulintherapie nach 8 Monaten die HbA1c-Werte, die Zeit im Zielbereich und die Hyperglykämieereignisse. Wie sich dies im Verlauf verhält bzw. was eine Beendigung der CGM bei diesen Patienten bewirkt, untersuchte eine US-amerikanische Arbeitsgruppe in einer Verlängerung ihrer ursprünglichen Studie.
In ihrer Studie über zunächst 8 Monate randomisierten die Forscher und Forscherinnen 175 Personen mit Typ-2-Diabetes im Verhältnis 2:1 in 2 Gruppen: 116 erhielten ein Gerät zur kontinuierlichen Gewebeglukosemessung (CGM), 59 sollten den Blutzucker mit einem konventionellen Blutzuckermessgerät (BGM) 1- bis 3-mal täglich messen. Alle Teilnehmer befanden sich in der Behandlung bei ihrem Hausarzt und ihrer Hausärztin mit 1- bis 2-mal täglicher Basalinsulintherapie seit mindestens 6 Monaten und weiteren antidiabetischen Medikamenten mit Ausnahme von Mahlzeiteninsulinen. Die Auswertung nach 8 Monaten zeigte eine signifikante Verbesserung der Glukosekontrolle für die CGM-Gruppe im Vergleich zur BGM-Gruppe. Diese umfasste den HbA1c-Wert, die Zeit im Zielkorridor (TIR) und Hyperglykämie-Ereignisse.
Nach den 8 Monaten gingen 108 Studienteilnehmende der CGM-Gruppe und 57 der BGM-Gruppe in die Verlängerungsstudie über eine Dauer von 6 Monaten. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der CGM-Gruppe wurden erneut randomisiert (1:1), um entweder weiterhin CGM anzuwenden (cCGM) oder auf das BGM-Verfahren (dCGM) zu wechseln, das die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der ursprünglichen BGM-Gruppe (BGM) ebenfalls weiterhin in der Verlängerungsstudie benutzten, mit der Empfehlung, die Blutzuckermessung 1- bis 3-mal täglich durchzuführen.
Im Ergebnis zeigte sich eine adjustierte Differenz bei der gemessenen TIR von -6% zwischen der dCGM- und cCGM-Gruppe, von 6% zwischen dCGM und BGM und 10% zwischen cCGM und BGM. In der dCGM-Gruppe lag die mittlere TIR nach den 14 Monaten 12% niedriger als bezüglich der Werte nach 8 Monaten, also bevor diese Gruppe das CGM auf BGM wechselte. Dies war ein Rückgang um 50% gegenüber dem Zugewinn an TIR, der in den ersten 8 Monaten der Studie durch das CGM erzielt worden war (damals von 38% TIR auf 62%, nach Beendigung der CGM von 62% auf 50% TIR). Die mittlere TIR blieb in den 6 Monaten der Verlängerungsstudie innerhalb der beiden anderen Studiengruppen, cCGM und BGM, gleich, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau (cCGM-Gruppe: nach 8 Monaten 56%, nach 14 Monaten 57%; BGM-Gruppe: TIR nach 8 Monaten 43%, nach 14 Monaten 45%). Auch die anderen Parameter für Glukosekontrolle stiegen in der dCGM-Gruppe im 6-monatigen Follow-up wieder an, also nachdem sie die CGM auf BGM umgestellt hatten. So stiegen z.B. die mittleren Glukosewerte von 173 auf 196 mg/dl; in der cCGM-Gruppe gab es eine Abnahme von 184 auf 181 mg/dl, in der BGM-Gruppe von 206 auf 201 mg/dl im selben Zeitraum. Auch die HbA1c-Werte nahmen in der dCGM-Gruppe im 6-monatigen Follow-up von 7,9 auf 8,2% zu, während sie sich in der cCGM-Gruppe von 8,2 auf 8,1% und in der BGM-Gruppe von 8,4 auf 8,5% änderten.
Fazit:
Der positive Nutzen, den eine kontinuierliche Glukosemessung für Menschen mit Typ-2-Diabetes auf die Glukosekontrolle hat, setzt sich langfristig fort. Wird CGM wieder auf konventionelle Blutzuckermessung umgestellt, verschlechtert sich danach die Glukosekontrolle wieder deutlich mit einem Verlust von etwa der Hälfte der ursprünglich erreichten Zeit im Zielbereich. Daher plädiert die Autorengruppe für eine Daueranwendung von CGM zur langfristigen Risikoreduktion diabetischer Folgeerkrankungen.
Quelle:
Andres U. Kontinuierliche Glukosemessung: am besten dauerhaft beibehalten!. Diabetologie und Stoffwechsel 2022; 17(03): 180 – 180. doi:10.1055/a-1732-8893
Publikationsdatum: 9. Juni 2022 (online)
Autor Studienreferat: Ulrike Andres, Ginsheim